Töffel  (mein Schreihals und Nichtflieger)

 

Einzugstag: 20.08.2013  (ca. 7 Wochen alt)

 

gestorben am 28.09.2014

 

Am 20. August 2013 fuhr ich mit meiner Freundin Rita ins Moormerland, um einen kleinen Nichtflieger für Ridl als Gesellschaft zu holen. Rita (sie ist übrigens die Namensgeberin von Ridl) hatte ich extra mitgenommen, da sie eigentlich sehr überlegt ist und mich davon abhalten sollte mehrere Wellis mitzunehmen...

Im Moormerland angekommen, fiel unsere Wahl sofort auf diese süße, bunte Wellimaus. Sie machte einen aufgeweckten Eindruck, war nur etwas lauter als andere Wellis und tolpatschig. Und so hatte sie ihren Namen weg: Töffel

Töffel (liebevoll auch "Vogel der dritten Art" genannt) war eine echte Herausforderung. Sie fand sich zwar einigermaßen in der Hütte zurecht, fing aber bei jeder Gelegenheit an zu meckern, richtig laut, stundenlang mit wachsender Begeisterung.  Irgendwie ist es ja immer wieder niedlich, wenn die kleinen Geierchen mal ein wenig rumzetern, aber wenn Töffel loslegte brauchte man starke Nerven. Sie fing an zu meckern, wenn ich in die Hütte kam, oder sich ein anderer Welli zu schnell in ihrer Nähe bewegte. Sie stürzte sich mit großem Gezeter vom Futtertisch, hüpfte unkontrolliert und schreiend in der Hütte in der Hütte rum, kletterte auf die Leiter die wieder nach oben führt und  meckerte weiter...

Manchmal war es so schlimm, daß sie sich dabei verletzte. Ihre Stummelflügel schlug sie sich an und auch am Bauch hatte sie ne kleine Wunde. Ich war verzweifelt. Was tun??? Erste Maßnahme, ich setzte sie in einen Käfig und stellte diesen in den Vorraum der Hütte, wo sie die anderen Flauschies noch sehen und hören konnte, aber die Verletzungsgefahr geringer war.

Klappte auch erst ganz gut. Töffelchen meckerte nicht mehr ganz soviel und bekam sogar richtig schöne Schwanzfedern.

 

Aber so richtig gefiel mir diese Lösung nicht. Ist doch auch voll doof ohne direkten Kontakt zu Artgenossen... Irgendwie hatte ich den Verdacht, daß Töffel eine Sehschwäche hat. Jedes Mal Gezeter, wenn ich zu schnell die Hütte betrat, Gezeter beim Futter und Wasserwechsel, Gezeter, wenn die die anderen Wellis in Action sind und unorientiertes Herumgedrehe, als wenn sie nicht einschätzen könnte, von wo die Gefahr kommt...

Zweite Maßnahme: meinen Züchter angerufen (vielleicht kann der mir helfen), Termin gemacht, das Vögelchen ins Auto verfrachtet und los. Töffel zeterte und schrie, ich dachte nur: "wenn das jetzt die Stunde Fahrt mit dem komischen Vogel so weitergeht, kommt nur einer von uns, oder keiner beim Züchter an..."

Wunderbarer Weise hörte die Schreierei nach 2 Kilometern auf. Töffel saß brav auf der Käfigstange die mir am Nächsten war und flippte auch nicht aus, wenn ich schalten mußte. Kaum beim Züchter angekommen, war die Ruhe vorbei... Auch bei ihm tobbte sie wie blöd in der Voliere rum und meckerte alles und jeden an. Ich hätte sie da lassen können, aber das wollte ich nicht. Schließlich habe ich mir diesen kleinen Schreihals selber ausgesucht und trotz ihrer Eigenheiten lieb gewonnen!

Wir beschlossen dann (Maßnahme Nr. 3), einen weiteren Nichtflieger für Töffel mitzunehmen, damit sie wenigstens zu einem Artgenossen direkten Kontakt hat. Meine Wahl fiel auf Teddy, da sie so einen ruhigen und gelassenen Eindruck machte.

 

Teddy (anfangs mein kleiner Krabbelkäfer, da sie gerne an den Käfigstangen herumkletterte) ist wirklich so lieb mit Töffel gewesen, aber mein Vogel der „ dritten Art“ fand trotzdem alles doof : Teddy doof, Käfig doof, Hütte doof, Artgenossen doof, Sand, Küchenrolle, Buchenholz, Heueinstreu doof, Federlose sowieso doof… und das wurde mit lautem, stundenlangem Geschreie auch kund getan…
Nach einiger Zeit bekam meine Teddy immer schönere und längere Schwanz- und Flugfedern und flatterte, etwas unbeholfen, im Käfig rum. “…kann sie etwa doch fliegen???“

Also Maßnahme 4…: kleines Tischchen in die Hütte gestellt, Käfig mit Töffel und Teddy drauf, Türchen geöffnet (mit Ausstiegshilfe für Töffel an den Futtertisch), und nach kurzer Zeit flog Teddy duch die Hütte als wenn sie nie was anderes gemacht hätte.
Töffel blieb in ihrem Käfig, schrie alles und jeden an, der in ihre Nähe kam, ließ ab und zu nen Kurzbesuch von ausgesuchten Hüttenbewohnern zu, brachte es aber immer wieder fertig sich zu verletzen…,…also auch keine Lösung…

Maßnahme 5: Töffel kam aus dem Käfig raus und ich ließ sie wieder in der Hütte rumflippen. Sie hatte auf dem Boden ihre Lieblingsecke, wo natürlich Futter und Wasser standen, kletterte ab und zu eine Etage höher, kreischte immer noch so laut und stundenlang rum, wenn ich, oder ihre Mitbewohner in ihre Nähe kamen, hüpfte weiterhin unkontrolliert durch die Hütte und machte mich wahnsinnig…

 

Doch dann wurde es tatsächlich besser. Ihre Veränderung begann so im März 2014, ungefähr als die beiden Standards Rasmus und Bosse bei uns eingezogen. Die Zwei schienen eine wunderbare Gelassenheit auf Töffel abzustrahlen (besonders Bosse ). Töffel saß jetzt öfter in dem großen Käfig in der Hütte, auch gerne mit Bosse zusammen auf dem Seil neben dem Käfig, sie war nicht mehr so aufgeregt, ließ Kontakte mit den anderen Wellis zu (Georgio durfte sogar mit ihr kuscheln und kümmerte sich liebevoll um sie ), schrie nicht mehr wenn ich in der Hütte sauber machte, ihre Flügelchen wuchsen, sie war nicht mehr so unkontrolliert und wurde wesentlich entspannter, saß immer seltener in ihrer Ecke auf dem Boden und sie verletzte sich nicht mehr!!! Ich war so stolz auf meinen kleinen Schreihals!!!

Wenn Töffel auf dem Boden rumwatschelte, dauerte es nicht lange und Georgio war an ihrer Seite. Er versuchte ihr dann zu zeigen wo die Leiter nach oben war, fütterte sie zwischenduch immer wieder und war sofort zur Stelle, wenn Töffel nach ihm rief.

Die kleine Maus war sogar im Außenbereich!!! Wir haben ja eine Klappe im Bodenbereich gebaut, damit auch die Nichtflieger nach draußen können. Töffelchens erster Ausflug nach draußen war wohl eher ein Versehen..., es war an einem der Tage, wo sie mal wieder unkontrolliert und schreiender Weise durch die Hütte flippte und durch Zufall durch die untere Klappe hüpfte. Draußen tobte sie weiter kreischend rum, bis ich sie einfing und in die Hütte zurück brachte. Georgio war auch gleich zur Stelle und es gelang ihm sie zu beruhigen.

Den nächsten Ausflug hab ich erst gar nicht bemerkt. Ich war schon einige Zeit am Putzen als mir auffiel, daß Töffel gar nicht mehr in der Hütte war... Sie krabbelte vergnügt am Außengitter entlang und genoß sichtlich die frische Sommerluft. Fand hinter dem Blumentopf auf dem Spielplatz ein schattiges Plätzchen und war gar nicht am Meckern!!!

Wow, was für ein Erlebnis!!! Ich konnte es kaum glauben. Der gute Georgio wohl auch nicht. Ständig flog er zu ihr um die Lage zu checken und sie zu beschützen. Der Hit war, ich mußte Töffel nicht einfangen als es Zeit wurde in die Hütte zu gehen. Diesen Job hat mein Georgio übernommen! Er stupste sie immer wieder an und trippelte in Richtung Klappe, um ihr zu zeigen wo sie rein muß. Und tatsächlich, nach mehren Anläufen, klappte es!!! Unglaublich!!! Da soll mal jemand sagen, Tiere wären nicht intelligent...

 

Am Morgen, des 28. Septembers 2014 fand ich Töffelchen leblos auf dem Käfigboden in der Hütte...

Wahrscheinlich ein Herzinfarkt.., sie war so von der Stange gefallen, unverkrampft und friedlich lag sie da...

 

Sorry für so viel Text, aber mein Töffelchen ist nicht mit wenigen Worten zu beschreiben.

Ich hoffe, sie hatte eine schöne Zeit bei uns...

Ich vermisse meinen kleinen Schreihals und sie wird immer in meinem Herzen sein!!!